Mag. Peter Palk
„Solange sie grölen und saufen, tun sie nichts anderes. Hand aufs Herz: Seit wann wissen Sie, dass es Brandstifter sind? Verdacht hat man immer, aber Hand aufs Herz: Was hätten Sie denn getan?“ Dieses Zitat stammt aus dem Theaterstück „Biedermann und die Brandstifter“ von Max Frisch, die 5AK und die 2BHWIL besuchten am Mittwoch, den 23. Oktober eine Inszenierung der Tribüne Linz. Das Zitat richtete die Hauptfigur direkt an das Publikum.
Was meinte Gottlieb Biedermann mit diesen Worten? Eine Serie von Brandstiftungen lässt die Stadt nicht zur Ruhe kommen, es sind zwei Obdachlose, die die Brände legen. Und plötzlich steht ein Obdachloser vor Biedermanns Haustüre und bittet um Einlass, er appelliert an seine Menschlichkeit und wird nicht abgewiesen. Ein zweiter gesellt sich bald dazu. Soll Biedermann die Personen der Polizei melden? Muss er dann Angst haben, dass sie sein Haus in Brand stecken? Soll er sich mit den beiden verbrüdern?
Was hätten Sie getan?
Die beiden Obdachlosen sagen immer die Wahrheit, doch Biedermann will dies nicht glauben, so ist die Tarnung perfekt. Die Katastrophe rückt unweigerlich näher. Zum Schluss geht sein Haus in Flammen auf – nachdem er ihnen in seiner Naivität sogar die Streichhölzer gegeben hat, da er nicht glauben kann, dass Brandstifter keine Streichhölzer haben …
Max Frisch, der berühmte Schweizer Dramatiker (1911 bis 1991), gab seinem Stück den Untertitel Lehrstück ohne Lehre. Trotz aller Warnungen nimmt das tragische Schicksal seinen Lauf, Lehren helfen nichts. Der Vergleich zu Diktaturen drängt sich auf, solche Ideologien dringen langsam in die Köpfe der Personen, dringen allmählich in den Alltag ein, kritisches und eigenständiges Denken verschwindet – und dann ist es zu spät! Bezüge zum aktuellen Geschehen lassen sich leicht herstellen.
Der Ausflug in die Theaterwelt wird denen nicht geschadet haben, die von der Inszenierung nicht so überzeugt waren, und für die anderen war es ein interessanter Vormittag. Eines soll jedoch für alle gelten: Nachdenken über Themen wie Wahrheit, Menschlichkeit, Vertrauen kann nie schaden!