Kurzzeitige Verwirrung

 Klasse 2BK

Am Freitag, den 3. Juni, fand im Linzer Theater Phoenix eine Schüleraufführung des Stücks „Werther lieben“ statt. Das Ganze war eine moderne Bearbeitung des berühmten Romans von Goethe; verfasst wurde das Stück von einem Oberösterreicher: Thomas Arzt.

Wie im Roman von Goethe steht im Mittelpunkt eine Dreiecksgeschichte. Charlotte und ihr Verlobter Max haben ein Haus am Land. Sie wollen heiraten, haben einen fixen Lebensplan. Aber da zieht in einer benachbarten Mühle ein junger Mann namens Ulrich ein. Charlotte interessiert sich für ihn, verliebt sich in ihn und zweifelt am zukünftigen Leben mit Max.

Ein bisschen verwirrt hat die jungen Zuschauer/innen der offene Schluss. Mehrere Möglichkeiten, wie das Stück zu Ende geht, wurden dem Publikum präsentiert, von ganz dramatisch (mit Einsatz von Pistole) bis ganz harmonisch (alle haben sich lieb, und das nicht nur in einem platonischen Sinn).

In vielen Zeitungskritiken wurde das Bühnenbild zwar heftig gelobt, aber einige Zuschauer/innen waren mit Unklarheiten konfrontiert: Manche Teile der Bühne wechselten unvermittelt ihre Funktion, einmal Garten, einmal Wiese, einmal Feld, einmal Innenraum. Das Bühnenbild insgesamt wurde aber von den meisten positiv betrachtet; der Funktionswechsel erschien ihnen überzeugender als ein ständiger Umbau der Bühne.

Die schauspielerischen Leistungen waren insgesamt auf hohem Niveau. Charlotte (Katharina von Harsdorf) wurde als Zerrissene dargestellt, schwankend zwischen ihrem Verlobten und dem Nachbarn Ulrich. Einerseits ist ihr Verhalten ihrem Verlobten gegenüber unfair, da sie während dessen Abwesenheit (er arbeitet die Woche über in Zürich) zu viel Gefallen an ihrem Nachbarn Ulrich findet. Andererseits fühlt sie sich in einer solchen Wochenendbeziehung zu Recht vernachlässigt.

Ebenso fesselnd dargestellt war die Figur des Max (Markus Hamele). Er erscheint selbstkritisch, zugleich ist er aber ein Perfektionist, dem nie etwas gut genug ist, und das wirkt sich auf die Beziehung mit Charlotte schädlich aus. 
Ulrich (Felix Rang), der neue Nachbar, sucht sofort den Kontakt zu Charlotte. Ihr gefällt dieser sympathische, gelassene, impulsive Kerl, der überzeugend seine Werte vertritt und damit der Gegenspieler von Max wird.

So gar nicht als Nebenfiguren empfindet man die Freunde von Charlotte und Max. Ihr anfänglich harmonisch scheinendes Leben wird zusehends problematischer. Bettina (Isabella Szendzielorz) spielt die unabhängige Frau ohne Bindungen, leidet aber daran. Götz (David Fuchs) ist anfänglich der brave Helfer von Charlotte und Max. Sein Problem ist aber, dass er die Trennung von Frau und Kind nicht verwinden kann. Übrigens wurde die schauspielerische Leistung von David Fuchs von manchen als besonders eindrucksvoll bezeichnet, weil er die Emotionen seiner Figur am besten vermitteln habe können.

Alles in allem: manchmal verwirrend, aber großteils interessant, abwechslungsreich und bereichernd.

PS: Die Schüleraufführung im Theater Phoenix besuchten die Klassen 2BK und 2HTL; die Theaterfahrt wurde von den Professoren Luimpöck und Puchner organisiert.

Nach oben scrollen